25.10.2024
Die Initiative “Advanced Materials for Industrial Leadership (AM4IL)” der Europäischen Kommission
Die Europäische Kommission hat am 27. Februar 2024 die Initiative „Advanced Materials for Industrial Leadership (AM4IL)“ veröffentlicht. Die Initiative sieht insgesamt fünf Aktionslinien, sogenannte Säulen vor, im Rahmen derer Maßnahmen ergriffen werden sollen.
Fortgeschrittene Werkstoffe sind ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union und tragen maßgeblich zur technologischen Souveränität selbiger bei. Daher verfolgt die Initiative der EU-Kommission das Ziel, ein dynamisches, sicheres und inklusives Ökosystem für fortgeschrittene Werkstoffe in Europa aufzusetzen.
Zu den größten Herausforderungen zählen die Fragmentierung des Forschungs- und Innovationsökosystems, die im Verhältnis zu den USA geringe private Investitionen, fehlende Digitalisierung der Materialforschung und damit verbundene langwierige Innovationsprozesse sowie ein Mangel an Zirkularität und Materialeffizienz aufweisen.
Die fünf Säulen der Initiative:
- Europäische Forschung und Innovation für Resilienz und offene strategische Autonomie
EU-Mitgliedstaaten sowie assoziierte Staaten sollten gemeinsame Prioritäten und Ziele hinsichtlich der Forschung und Entwicklung fortgeschrittener Materialien haben. Hierzu wird die EU-Kommission gemeinsam mit diesen Staaten ein Set an Prioritäten erarbeiten. Sobald sich auf diese Prioritäten (Energie, Bau, Mobilität, Elektronik) verständigt wurde, sollen die Mitgliedsstaaten bzw. assoziierten Staaten ermuntert werden, zu den gemeinsamen Prioritäten komplementäre Strategien zu entwickeln und durchzuführen.
Darüber hinaus plant die EU-Kommission zu untersuchen, welche Forschungs- und Innovationsaktivitäten notwendig sind, um den Ersatz kritischer Rohstoffe weiter voranzutreiben.
- Schneller Weg vom Labor zur Fertigung
Die Digitalisierung der Materialforschung trägt zu einer enormen Beschleunigung der Entwicklung neuer Materialien bei. Um diese voranzutreiben, sollen sog. „materials commons“ geschaffen werden, welche z.B. Forschende durch digitale Werkzeuge (z.B. KI) bei der Entwicklung neuer Werkstoffe helfen.
Auch der Ausbau der Technologieinfrastrukturen soll weiter forciert werden. Der Zugang zu diesen und bereits bestehenden sogenannten „Open Innovation Test Bets“ (OITBs) soll durch entsprechende Leitfäden erleichtert werden.
- Erhöhter Zugang zu Finanzmitteln
Eine neue ko-programmierte Partnerschaft „Innovative Materials for EU“ unter Horizont Europa soll die strategische Kooperation der EU mit der Industrie weiter vorantreiben. Hierfür sind 250 Mio. Euro EU-Haushaltsmittel für 2025-2027 eingeplant, wobei von der Industrie dieselbe Höhe an finanziellen Zuwendungen in Form von Sach- oder Dienstleistungen erwartet wird. Außerdem soll die Etablierung eines „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) für die Entwicklung fortgeschrittener Werkstoffe geprüft werden, welches die finanzielle Hebelwirkung öffentlicher und privater Investitionen verstärken könnte.
Weitere Instrumente zum Ausbau des Zugangs zu Finanzmitteln sind der europäische Innovationsfond, der europäische Innovationsrat, InvestEU, die „Strategic Technologies for Europe Platform“ sowie das Global Gateway.
- Förderung der Produktion und Nutzung fortgeschrittener Werkstoffe
Für die Förderung fortgeschrittener Werkstoffe wird hochqualifiziertes Personal aus den Bereichen der Materialwissenschaften, Chemie, Ingenieurswesen sowie Informationstechnologien benötigt. Im Rahmen des Arbeitsprogramms 2024 sollen hierfür die Wissensgemeinschaften des Europäische Technologieinstituts in den Wettbewerb treten und eine Anschubfinanzierung in Höhe von 10 Mio. Euro für die Schaffung einer „Advanced Materials Academy“ erhalten. Diese Akademie soll Lehrpläne für die neue Generation der Materialwissenschaften erarbeiten sowie EU-Mitgliedsstaaten Unterstützung bei der Ausbildung von Personal bieten.
- Übergreifender Verwaltungsrahmen
Die EU-Kommission plant die Gründung eines Technologierates für fortgeschrittene Werkstoffe als beratendes Gremium und steuerndes Element der Initiative. Diesem Rat sollen Personen aus der Politik der EU-Mitgliedstaaten, der EU-Kommission, der Forschung und der Industrie angehören. Der Rat wird an geeigneten Stellen auch assoziierte Staaten und Drittstaaten einbinden, mit regionalen Beteiligten kommunizieren und darüber hinaus internationale Partnerschaften diskutieren.
Diskutieren Sie mit der NKS DIT
In der „Kaffeepause“ der NKS DIT am 13.12.2024 möchten wir Ihnen einen Überblick über die Aktionslinien und den aktuellen Stand der Initiative geben. Zusätzlich informieren wir Sie über die geplante ko-programmierte Partnerschaft IAM4EU und stehen Ihnen gerne für Fragen zur Verfügung. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt. Eine Registrierung ist nicht erforderlich, den Link zur Veranstaltung finden Sie hier.
nks-dit/bl